- Fertigstellung: 28.06.2017
- Kategorie: Metall 2018
- Unternehmen: Hartmann Bedachungen
Auch Visionen kommen in die Jahre – und entstehen neu
Etwas in die Jahre gekommen war es schon, das „Architektenhaus“ in Mühlacker, östlich von Karlsruhe, das vollkommen zu Recht so heißt. Dem stabilen Einfamilienhaus aus dem Jahr 1972 mit einer Wohnfläche von etwa 300 m² sieht man den ungewöhnlichen Entwurf noch heute – oder besser: heute wieder an. Eigentlich sind es vier oder – durch einen späteren Anbau – fünf verschiedene Baukörper, die aneinander oder eher ineinander geschoben bzw. aufeinander gesetzt sind und das Gebäude bilden: das Erdgeschoss besteht aus einem Kernbau mit vorgezogenem Risalitvorbau links (vormals Büro), Garagenvorbau rechts und einem Wintergarten auf der Gartenseite hinten. Oben drauf sitzt etwas zurückversetzt ein zwar über die ganze Breite des Kernbaus reichendes Dachgeschoss., dessen Dachfirst jedoch nach vorn versetzt ist durch die stark nach hinten/ innen geneigte Vorderwand zur Straßenseite hin, während das lange Pultdach zur Rück- und Gartenseite hin ausläuft.
Während alle Seitenwände im Obergeschoss lotrecht stehen, bekommt der gesamte Baukörper durch die Dachanlage und Neigung von dessen Vorderwand eine ungewöhnliche Form, die unterstützt wird dadurch, dass auch auf dem Risalit-Vorbau links im Erdgeschoss ein schräges Dach mit Neigung nach rechts, also im rechten Winkel zu den schrägen Flächen des Obergeschosses sitzt. Das alles erweckt den Eindruck, die verschiedenen schiefen Ebenen von Dächern und Vorderwand des Dachgeschosses seien in einer gegeneinander gerichteten Bewegung angelegt.
Dazu trägt sogar das Schutzdach für die Fenster im Obergeschoss bei. Ein durchaus sehr lebendiger und raffinierter Entwurf!
Das Haus ist also von nicht ganz alltäglichem Zuschnitt, der wegen der vielen Winkel, Ecken und gegeneinander laufenden Schrägen eine Herausforderung für jeden Dachdecker bildet(e). Der damalige Bauherr war, wie oben schon erwähnt, selbst Architekt und scheute keinen Aufwand in Entwurf, Ausführung und den Kosten seines Hauses.
Aber es hilft nichts – auch Visionen oder dessen Ausprägungen können in die Jahre kommen. Das merkten die heutigen Bewohner vor allem an der Energiebilanz ihres Hauses. Und daran, dass die Dachfenster zunehmend undicht wurden. Es musste also etwas mit den Fenstern und mit der Dämmung geschehen.
Da kam es fast nur noch unwesentlich dazu, dass die alte Verkleidung des Dachkörpers, die Dachdeckung und die sämtliche Gebäudeteile umlaufenden Gurtbänder aus asbesthaltigen Faserzementplatten bestanden und sehr unansehnlich geworden waren. Sehr wechselhaftes Wetter und vor allem Vögel hatten durch ihren Mist über immerhin 45 Jahre heftige Spuren hinterlassen und den Bau unansehnlich gemacht.
Das alte Deckungs- und Verkleidungsmaterial wurde fachgerecht entsorgt. Am Dachstuhl musste wegen des geringen Gewichts der neuen Materialien nichts verändert werden. Die Firma Hartmann baute neue Fenster ein, dämmte mit 100 Millimeter dicker Mineralwolle als Zwischensparren-Dämmung, zog eine Dampfsperre ein, legte eine 80 Millimeter starke PU-Schaumplatte auf und sorgte für Hinterlüftung. Von besonderer Herausforderung waren dabei die vielen schon erwähnten Winkel und Ecken, die gegeneinanderlaufenden Schrägen und auch ein kleiner Gefällesprung auf dem Dach hinter dem Ansatz des Wintergarten-„Glaskastens“.
Den Clou aber – und das fällt dem Betrachter sofort als dominant ins Auge – bildete die abschließende Verkleidung von Dach, Obergeschoss und allen Gurtbändern um das Gebäude mit den äußerst wetterfesten und zeitbeständigen Aluminium-Schindeln (Dach) und unterschiedlich großen Hauspaneelen in der Farbe „Hausgrau Pearls“ der Kölner Firma haushaut.
Freilich haben sich die Eigentümer das etwas kosten lassen; sie haben damit das Haus aber auch für die nächsten Jahrzehnte fit gemacht, und das war das erklärte Ziel.