- Fertigstellung: 15.12.2020
- Kategorie: Holz
- Unternehmen: Friedrich Dippon / Holzbau Dippon
Das Team von Holzbau Dippon, das zu einem Großteil aus von Meistern angeleiteten Auszubildenden besteht, hat eine ehemalige, zum Abriss freigegebene Scheune aus dem 16. Jahrhundert mit handwerklichem Geschick, Liebe zum Detail und großem Respekt vor der Historie und den Materialien zu einem multifunktionalen Atelier-, Geschäfts- und Wohnhaus mit spannenden Ein- und Ausblicken verwandelt. Bei der Sanierung wurde sehr viel Wert darauf gelegt, bestehende oder bei anderen Objekten nicht mehr verwendete Baumaterialien zu nutzen und handwerklich aufzubereiten. So wurden die in der Form lediglich besäumten und somit offensichtlich handgefertigten Eichendielen mit einem Leinölfirnis eingelassen, der mit 60 Jahre altem Leinöl selbst angerührt wurde und das Dach mit weit über 200 Jahre alten Ziegeln gedeckt.
Gleichzeitig wurden die statischen Möglichkeiten des modernen Holzbaus genutzt, um zusätzliche Nutz- und Wohnfläche zu schaffen und den Anforderungen an Brand- und Schallschutz gerecht zu werden.
Standort: Ratsgasse 6, Beutelsbach (Weinstadt)
Architektin: Maria-Theresia Kurz, Weinstadt
Aufgabe: Erhalt und Umnutzung Scheune aus dem Jahr 1510
Wohnfläche: 145 m2
Nutzungsfläche: 160 m2
Leistungen: Abtrag historisches Dach und Aufbau Dachkonstruktion, Dachdämmung und -eindeckung, Dämmung, Aufbau Tragwerk, Dämmung und Bekleidung (Deckleistenschalung) Fassade,
statische Ertüchtigung, Tragwerkskonstruktion (Decken- und Wandelemente Brettsperrholz),
Brand- und schallschutztechnische Ertüchtigung,
Innenausbau (Badezimmer, Dachschiebefenster, handgefertigter Dielenboden, Kalkputz, Gestaltung Balken, Treppen)
Heizung/Lüftung: Fußbodenheizung, kontrollierte Wohnraumlüftung mit Wärmerückgewinnung
Wärmeerzeugung: Gastherme
Planung: 2016 bis 2019
Ausführung: Februar 2020 bis Dezember 2020
Leistungen
Instandsetzung der vorhandenen Konstruktion und Schutz vor weiteren Schäden
Statisch tragende Ebenen nach außen aufgrund der Labilität hinzugefügt:
Dach: durch STEICOjoist Träger hinter den, von innen sichtbaren, 3S-Platten die Dachlast von den vorhandenen Gespärren genommen.
Wand: durch unter Spannung vorgesetzte und verschraubte 60/120 [mm] KVH-Last von Fachwerkwänden genommen. Zum benachbarten Gebäude eine BSP-Wand mithilfe eines Mobilkranes eingebracht.
Balkenlage: Durch BSP-Einfeldträger die Last von der alten Balkenlage genommen.
Bauphysik (Wärme, Feuchte, Schall, Brand, Licht und Energie)
Wärme: Holzfaserplatten, eingeblasene Zellulosedämmung
Feuchte: EG-Boden gegen aufsteigende Dämmung entkoppelt, Boden im Bad durch eine vorgefertigte Riffelblechwanne, die fertiger Fußboden ist, abgedichtet, Abfluss über bodengleiche Dusche
Schall: eine leicht erweiterte Wolf Bavaria Systemlösung zur Luft- und Körperschalldämmung
Brand: durch Rockwool den Brandschutz zum benachbarten Gebäude gewährleistet
Licht: Dachspitz: 7,5 m2 LiDEKO-Fenster,
1. OG: in beide Dachflächen Gauben sowie Fenster in der Giebelwand
EG: verglastes Tor, große festverglaste, über Eck laufende Fensterfläche
Energie: Belüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung, Fußbodenheizung
Dacheindeckung: mit weit über zweihundert Jahre alten Biberschwanzziegeln (von diversen Kirchdächern gerettet), nur im zu verschraubenden Randbereich neue Tonziegel
Fassade: auf diese dann mit einer vertikalen geschlossenen Deckleistenschalung mit nassen und sägerauen Douglasienbrettern in unterschiedlichen Breiten mit LIGNOLOC® Holznägeln
Treppenbau: Außentreppe: einläufige aufgesattelte Treppe
Erdgeschoss in 1. OG: zweiläufige gewinkelte Treppe mit Eckpodest, unterer Lauf aufgesattelt mit Setzstufen, oberer Lauf Fachwerkträgerkonstruktion mit KertoQ
1. OG in Dachspitz: einläufige Fachwerkträgerkonstruktion mit eichenfurnierter Multiplexplatte
Fußboden: Herstellung aus getrockneten Eichenmassivdielen als Fremdfeder-System mit nicht rechteckigen Brettern, um den Verschnitt zu minimieren. Grundsätzlich wurden alle Oberflächen mit selbst gemischtem Leinölfirnis veredelt.