
- Fertigstellung: 28.10.2020
- Kategorie: Dach
- Unternehmen: Dachdeckerbetrieb KAULARTZ Dach + Fassade
Vorwort
Im Jahr 2020 durften wir an einer „Jugendstilvilla“, die sich im Aachener Süden befindet und im Jahr 1912 als Einfamilienhaus erbaut wurde, eine energetische Dachsanierung durchführen.
Der Dachstuhl wurde vermutlich zuletzt in der Nachkriegszeit erneuert und das Gebäude ca. 1970 in ein Dreifamilienhaus umgewandelt.
Z. Z. befindet sich das Objekt im Besitz einer Eigentümergemeinschaft, die sich im Jahr 2019 eine Sanierung durch mehrere Gewerke vorgenommen hat. Darunter auch eine Dachsanierung, die unter Berücksichtigung von optischen sowie wärmedämmtechnischen Aspekten und zur Wohnraumerweiterung durchgeführt werden sollte.
Umfang, Aufbau und Materialauswahl
In Summe ging es um eine Steildachfläche von 341m², die als kombiniertes-Walmdach auf 13 einzelne Dachflächen aufgeteilt war. In der Steildachfläche sind 5 Schleppgauben integriert. Ein Teilbereich ist als Krüppelwalm, Spitzerker und Waldmachgaube ausgeführt. Des Weiteren musste an der Mansarde eine Dachfläche von 100m² saniert werden, die jeweils auf 10 Einzelflächen aufgeteilt waren. Hier befanden sich 10 Mansardgauben, die in der Konstruktion als Verlängerung zum Steildach ausgebildet waren.
Dass der neue Dachaufbau nicht nur nach den Mindestanforderungen der damals geltenden Energie-Einsparverordnung, sondern mit einem förderfähigen Dachaufbau durchgeführt werden soll, wurde schnell von den Eigentümern entschieden.
Weiter galt es dann, den Geschmack der verschiedenen Eigentümer in Bezug von Form, Farbe und Material zu treffen. Entschieden wurde sich für eine Tonziegel-Eindeckung mit einem Reform-Ziegel in anthrazit. Die Dachdetails, wie Traufe und Ortgang sowie Steildach- und Mansardgauben, sollten in einer Schiefer-Schuppendeckung ausgebildet werden, wobei sämtliche Fassadenflächen aus der Ziegeleindeckung mit Kehlsteinen angekehlt wurden.
Die Mansarden- und Steildachflächen waren beim Aufbau, jeweils anders auszuführen. Die Dämmebene im Steildach, die aus einer Kombination aus Zwischensparren- und Aufdachdämmung hergestellt wurde, setzt sich wie folgt zusammen:
1.) Zwischensparrendämmung als Mineralfaserdämmung mit einer Wärmeleitfähigkeit von 0,035 W/(m²·K) in 100mm Dicke. (ZKF 035 100mm).
2.) Konvektionsebene auf den Sparren oberseitig verlegt.
3.) Aufdachdämmplatte als 120mm dicke PUR-Hartschaumplatte mit einer Wärmeleitfähigkeit von 0,026 W/(m²·K).
Der Dachaufbau wurde in enger Zusammenarbeit mit dem Produkthersteller geplant und bauphysikalisch bewertet. Auch die statische Berechnung der Konterlattenbefestigung wurde übernommen.
Bei der Mansardfläche, an der die reine Mansardenkonstruktion aus Holzbauteilen nur an dem Mauerwerk vorgesetzt war, galt es den kleinsten umfassten Wohnraum zu dämmen. So wurde hier das Mauerwerk mit einer Fassadendämmung in 160 mm Stärke und einer Wärmeleitfähigkeit von 0,035 W/(m²·K) (Produkt: Isover Kontur FSP1 160mm Easy Fix 035) verlegt und mechanisch am Mauerwerk befestigt.
Durchführung
Nach Abbruch der vorhandenen Dacheindeckung und Unterkonstruktion wurde schnell festgestellt, dass hier eine energetische Sanierung nötig war. Es wurde bei der letzten Sanierung nicht nur auf eine „Dachpappe“ als Unterdeckbahn, sondern auch auf eine Dämmschicht, wie z.B. eine Zwischensparrendämmung, im Wohnraumbereich verzichtet.
Beim Einbringen der neuen Zwischensparrendämmung und Verlegen der Konvektionssperre auf dem Sparren hat sich schnell der Vorteil der ausgewählten Konstruktion gezeigt. Dadurch, dass die Dampfsperre flächig über dem Sparren verlegt wurde, konnten die unzähligen Verschneidungslinien (Grat, Kehle, Gaubenanschlüsse usw.) in der Sparrenebene überdeckt und sauber abgeklebt werden. So konnte auf ein aufwändiges Abkleben von z.B. einer Kehlbalkenlage verzichtet werden und die Konstruktion war mit dem Abspannen sofort regensicher. Lediglich im Traufbreich war ein Überdämmen der Sparrenzwischenräume erforderlich, um die Mauerkonstruktion auf Sparrenoberkante zu bringen. Hier konnte die Konvektionsperre dann mit einer Anschlusspaste sauber angeschlossen werden.
Beim Verlegen der Aufdachdämmung lag die größte Sorgfalt dann im Anschneiden der Dachdetails, die an Kehle und Grat jeweils auf Gehrung ausgebildet, die Spaltmaße mit einem PU-Schaum ausgefüllt und mit einem Anschlussklebeband abgeklebt wurde.
Bei der Dacheindeckung im Bereich der Mansarde war in Bezug auf die Dachneigung (≤ 65°) jeder Dachziegel mechanisch fixiert worden. Im Steildachbereich wurde die gesamte Dachfläche als Randbereich bewertet. Dies stellte eine planerische Schwierigkeit im Ablauf dar, da auch nur so Fläche für Fläche bearbeitet und eine Steildachfläche nur fortgeführt werden konnte, wenn die darunterliegenden Mansarddächer abgeschlossen waren.
Die Ausbildung der Schieferkehlen erfolgte in der Mansarde als ausgehende und im Steildach als eingehende Schieferkehle.
Um die Wohnraumerweiterung zu realisieren sind zusätzlich, zu den 2 Wohnraumfenster im Obergeschoß, 11 neue Dachfenster, die mit z.B. Aufkeilrahmen, als Lichtlösung „Lichtband“ und „Quartett“, im Dachgeschoss verbaut wurden.
Schlusswort
Nach Abschluss der Arbeiten zeigt sich für uns in diesem Projekt, wie schön und vielfältig, gerade auch in Bezug auf die verschiedenen Materialien, unser Handwerk ist. Demnach möchten wir uns mit diesem Projekt an dem Sanierungspreis 2021 in der Kategorie Dach bewerben.