- Fertigstellung: 28.02.2017
- Kategorie: Holz 2019
- Unternehmen: Bennert GmbH
Wir wirkten an einem der bedeutendsten Rekonstruktionsvorhaben Deutschlands mit: am Frankfurter DomRömer – Quartier
In dem geschichtsträchtigen Gebiet zwischen Dom und Römer errichtete man als Neubau das „Technische Rathaus“, für das die Bürger Frankfurts nur wenig Sympathie empfanden. Anstelle historischer Bebauung richtete man in den Jahren 1973/ 74 einen von zahlreichen Betonelementen dominierten „archäologischen Garten“ ein, der im Laufe der Zeit zu einer innerstädtischen Problemzone verwilderte. Für das, was weiter geschah, zitieren wir aus www.domroemer.de/konzept:
„Als mitten in der Frankfurter Innenstadt die grauen Waschbetonmauern des Technischen Rathauses aus den 1970er Jahren sanierungsbedürftig wurden, sahen viele Menschen eine einmalige Chance: Das ungeliebte Verwaltungsgebäude müsste abgerissen und der Stadtmitte etwas von ihrem ursprünglichen Gesicht zurückgegeben werden. Auf insgesamt 7.000 Quadratmetern könnten die alten Gassen und Plätze der im Zweiten Weltkrieg untergegangenen Altstadt wiedererstehen.
Dom und Römer sollte auf das historische Straßenniveau abgesenkt werden, so dass der berühmte Krönungsweg (i) der deutschen Könige und Kaiser wieder begehbar wäre. Die Idee – in einer Planungswerkstatt (i) gemeinsam mit den Bürgern der Stadt entwickelt – fand eine überwältigende Resonanz.“
Im September 2007 wurde durch den Stadtrat die vollständige Wiedererrichtung des historischen Altstadtviertels beschlossen. 35 Altstadthäuser, die sich auf 15 Rekonstruktionen und 20 Neubauten aufteilen, sollten bis zum Ende des Jahres 2017 hier entstehen, die in rund 80 Wohnungen Platz für 200 Menschen bieten würden.
Außerdem wurden rund 30 Erdgeschossflächen für Gastronomie, Handel und Gewerbe geplant sowie ein Parkhaus mit 600 Stellplätzen. Der „archäologische Garten“ war mit einem neuen Stadthaus zu überbauen. Der Planungsprozess gestaltete sich – auch angesichts der planungsrechtlichen Hindernisse – zu einer Mammutaufgabe, deren Schilderung den Rahmen eines Kalenderblattes sprengen würde.
Die Bennert GmbH verfügt seit Jahren über Erfahrungen an bedeutenden Rekonstruktionsvorhaben. So fungierte es als Hauptauftragnehmer sowohl am Wiederaufbau des Erfurter Collegium maius (Blatt des Firmenkalenders 4 / 2010) als auch bei der Wiederherstellung der hochgotischen Fassade des Rathauses von Wesel (Blatt des Firmenka- lenders 1 / 2012). Bei der drei Jahre währenden Arbeit zweier Gewerke am Projekt Dom- Römer – Quartier auf geschichtsträchtigem Boden in Frankfurt am Main (wo wir erst kürzlich die Fassade des Hauptbahnhofs erneuert hatten) gehörten wir zu einem kleinen Kreis ausgewählter Firmen. An den Häusern Markt 15, 17, 22, 24, 26 und 28 führte unsere Abteilung Restaurierung umfangreiche Naturstein- und Steinmetzarbeiten aus, während die Zimmerei mit der Rekonstruktion von Haus- und Dachtragwerken betraut war; die nebenstehenden Bilder vermitteln einen Eindruck vom Detailreichtum der Objekte.
Die Baustelle stellte hohe Ansprüche an unsere Mitarbeiter. Zu nennen sind die innerstädtischen Zwänge, die Schwierigkeiten der Aufbereitung von Eichenholz in Zweitverwendung, aber manchmal auch ein extremer Termindruck. So mussten binnen zwei Wochen 25 Stück Dachgauben mit aufwändig profilierten Gesims- und Abschlussprofilen aus Eiche geschmückt werden, um den Zeitplan für die Abrüstung einzuhalten. Als ein Höhepunkt im Bauablauf kann zweifellos das Knopffest am Gebäude „Goldene Schere“ gelten, bei dem unser Zimmerer Thomas Heuser den Richtspruch verlesen durfte.
Die wiederaufgebaute Frankfurter Altstadt stieß bereits Monate vor der Fertigstellung bei den Bürgern auf ein überwältigend positives Echo. Doch es gab auch andere Reaktionen. Die Zeitschrift ARCH+ nahm die Vollendung des Projekts zum Anlass, eine von 70 Architekten unterzeichnete Initiative „Gegen Modernismusfeindlichkeit und Architekturpopulismus“ zu starten.
Bild 1: Profilierte Mittelsäule / Haupttragsäule aus Eiche (Haus Markt 17)
Bild 2: Vertikale geschnitzte Konsole aus Eiche und horizontales Fratzenfries (Haus Würzgarten 28) (Foto: Tom Bauer Würzburg)
Bild 3: Löwenkonsole (Haus Markt 15) Bild 4: Bildhauerische Nachbildung einer Kartusche nach Vorlage des histor. Museums Frankfurt a.M. (Haus Braubachstr. 25)