- Fertigstellung: 30.11.2015
- Kategorie: Holz 2017
- Unternehmen: JaKo Baudenkmalpflege GmbH
Das Doppelhaus in Beuren, Landkreis Esslingen, bildet mit der dazugehörigen Scheune ein unter Denkmalschutz stehendes Gebäudeensemble. Das Wohngebäude ist das älteste bekannte Firstständerhaus des Landes Baden-Württemberg und wurde 1411/1412 erbaut. Diese Konstruktion hat im Gegensatz zu Geschossbauten durchgängige Ständer, die vom Boden bis zum First reichen. Die über 600 Jahre alten Firstständer sind noch im Original erhalten.
Nach vielen Jahren Leerstand war die Zukunft des Gebäudes lange ungewiss. Die jetzigen Bauherren entdeckten 2012 dieses Schmuckstück und konnten sich damit einen lang ersehnten Traum erfüllen. Sie vereinen an einem Ort Wohnen mit Kunst und Kultur. In einer Doppelhaushälfte leben die Bauherren selbst, die andere ist als Wohnraum vermietet. In der seitlich zum Hauptgebäude stehenden Scheune ist das Kunstatelier der Bauherrin untergebracht und ist Raum geschaffen für gewünschte Ausstellungsfläche.
Bei der Gesamtrestaurierung des denkmalgeschützten Ensembles verfolgten wir, die JaKo Baudenkmalpflege GmbH das Ziel, die Gebäude nachhaltig zu restaurieren und dafür möglichst ökologische Materialien zu verwenden. Es galt, den historischen Charakter zu bewahren und möglichst viel historische Substanz zu erhalten. Zudem war es wichtig, die Wünsche und Anforderungen der Bauherren mit der notwendigen, denkmalpflegerischen Sensibilität über alle Gewerke hinweg zu erfüllen. Dabei verfolgten wir einen ganzheitlichen Ansatz: Die gesamte Planung und die handwerkliche Ausführung wurden von unserem Unternehmen zum Festpreis erstellt und ausgeführt.
Bei der Restaurierung der konstruktiven Hölzer wurden die Fehlstellen bewusst nach historischem Vorbild ausgebessert. Es bleibt klar erkennbar, welche Balken historisch sind und welche Balken ergänzt wurden. Die Verbindungen wurden mit Holzdübeln aus Eiche ausgeführt. Noch intakte Balken wurden nur gereinigt und mit Leinöl eingelassen. Das Fachwerk blieb teilweise sichtbar und die Ausfachungen wurden neu verputzt.
In Teilbereichen im Obergeschoss konnten die Balken freigelegt und sichtbar belassen werden. Sie zeigen die imposante Holzgrundkonstruktion des Gebäudes und kommen raumbildend sehr schön zur Geltung. Um diese Firstständerbauweise mit der Gebälkkonstruktion im Innenraum spürbar zu erhalten, wurde der Dachstuhl mit einer Aufdachdämmung versehen.
Die Details wurden hierbei sensibel ausgearbeitet und eng mit dem Landesamt für Denkmalpflege abgestimmt, so dass die Außenwirkung des Gebäudes ebenso erhalten bleiben konnte. Modern ins Dach integrierte Lichtbänder werten den Innenraum auf. Die Scheune konnte durch partielles Freilegen der Fachwerkkonstruktion in moderner Kombination mit Glas um ein weiteres Highlight aufgewertet werden und so auch mit ausreichend Tageslicht im Inneren versorgt werden. Nur durch die gute Zusammenarbeit aller Beteiligten war es möglich, ein so tolles Ergebnis zu erzielen. Wir sind stolz und freuen uns, dass die Bauherren ihr Denkmal mit Herz und Seele nun beleben und dieses Kleinod eine neue Nutzung gefunden hat.