- Fertigstellung: 04.12.2019
- Kategorie: Bauwerkserhaltung
- Unternehmen: HEYD GMBH ZIMMEREI - HOLZBAU
Das historische Bürgerhaus im Ortskern vom Löchgau gehört zu den ortsbildprägenden Gebäuden der Gemeinde. Ein Wappenstein links neben der Eingangstür weist auf eine Errichtung im Jahre 1614 hin. Es wird vermutet, dass der Löchgauer Bürgermeister einst in diesem Haus wohnte. Heute befindet sich das Bestandsgebäude im Besitz der Kommune.
Das ursprüngliche Gebäude wurde allerdings Ende des 17. Jahrhunderts zerstört oder abgebrannt, denn den Ergebnissen der Holzaltersbestimmung der Fachwerkhölzer zu Folge wurden die verbauten Hölzer erst im Jahre 1703 gefällt. Auf das massiv gemauerte Erdgeschoss folgte beim Wiederaufbau ein neuer Fachwerkbau. Anfang des 20. Jahrhunderts wurde außerdem noch die Südfassade durch einen Laubenanbau ergänzt, welcher dem historischen Gebäude sein bis heute charakteristisches Aussehen verleiht.
Unter dem Aspekt der Nachhaltigkeit als auch Wirtschaftlichkeit beschloss die Gemeinde das historische Bürgerhaus kernzusanieren, denn der Grundsatz, dass eine Reparatur gewöhnlich kostengünstiger ist als ein Neubau, traf auch in diesem Fall zu. Bezuschusst wurde das Bauvorhaben zudem durch das Landesdenkmalamt.
In Zuge der Instandsetzungsmaßnahmen wurde die Grundrissaufteilung des Bestandsgebäudes überarbeitet. Die AeDis AG für Planung, Restaurierung und Denkmalpflege entwickelte hierbei ein wirtschaftliches Nutzungskonzept mit dem Ziel aus einer Wohneinheit mit Keller, Werkstatt und Heuboden zukünftig drei neue Wohneinheiten zu realisieren. Möglich machte dies unter anderem ein modernes außenliegendes Treppenhaus, welches den Zugang zu allen drei Wohneinheiten ermöglichte. Das Nutzungskonzept zeichnete sich durch eine Kombination aus historischer Architektur und moderner Bauweise aus und folgte stets der Prämisse: „Historisches Erhalten und durch moderne Elemente zu ergänzen“.
Denn vielfach wurde über die Jahre an den Bausubstanzen des Bürgerhauses an- als auch umgebaut und immer wieder repariert. Daher musste man sich bei der Restauration und Sanierung nicht nur mit dem Gebäude auseinanderzusetzen, sondern auch mit der vorgefundenen Zeitgeschichte. Beispielsweise stellte sich nach dem Rückbau mehrerer Putzschichten eine gut erhaltene Fachwerkstruktur sowie eine bauzeitliche Holzdecke heraus. Mit viel Restaurierungskunst wurden diese saniert, um die historischen Elemente nach der Fertigstellung in den Innenräumen des Bürgerhauses präsentieren zu können. Außerdem wurde das gesamte Holzwerk mit Trockeneis gestrahlt, um es von dem Staub und Schmutz der Jahrhunderte zu befreien.
Um möglichst viel historische Bausubstanz an den Fassaden als auch in den Innenräumen zu erhalten, wurden eine Reihe von Maßnahmen für den Holz- und Bautenschutz ergriffen. Zum Beispiel wurde mit viel Mühe und Feinarbeit die liebevoll gestaltete Südfassade restauriert. Wo nötig wurden im Außenbereich Eichenhölzer ergänzt. Hingegen im Innenbereich beispielsweise Nadelhölzer für die Deckenbalken verwendet wurden. Ein großer Dachüberstand sowie ein Überstand der einzelnen Geschossdecken wurde realisiert, um einem konstruktiven Holzschutz zu entsprechen. Aufgrund der Tatsache, dass die bereits verwendeten Baumaterial wie Holz, Stroh und Lehm vollständig nachhaltig sind, wurde in dieser Gesinnung auch die Instandsetzung geplant und durchgeführt. Für die tragenden Elemente wurde der Baustoff Holz und für die Ausmauerung Lehm eingesetzt. Auf den Einsatz von Folien wurde verzichtet.
Moderne Bauphysik und Gebäudetechnik galt es möglichst unsichtbar in das denkmalgeschützte Gebäude zu integrieren, um den modernen Anforderungen an den Wohnkomfort gerecht zu werden. Durch die Kombination aus historischer und moderner Arbeitsweise ist es gelungen Denkmalschutz und moderne Gebäudetechnik miteinander in Einklang zu bringen.
Von Anfang an war es der Gemeinde wichtig die Sanierung in eigener Hand zu behalten und keine reine Kapitalanlage daraus zu machen. So wurden die Wünsche der Bürger, zusätzlichen Wohnraum zu schaffen, von dem Gemeinderat erfüllt. Insgesamt wird bei diesem Bauvorhaben mit einer Amortisationszeit von 25-30 Jahre gerechnet. Durch die Sanierung des historischen Bürgerhauses wurde der Erhalt von baukulturellem Erbe sichergestellt und ein modernes zukunftsfähiges Nutzungskonzept etabliert. Damit stellt das denkmalgeschützte Gebäude auch in Zukunft einen lebendigen und attraktiven Bestandteil der Dorfgemeinde dar.