- Fertigstellung: 27.07.2018
- Kategorie: Holz
- Unternehmen: Taglieber Holzbau GmbH
Ein klassisches Haus mit Satteldach und Gauben, wie man es sehr häufig in jeder Siedlung findet, war dieses Gebäude vor seiner Sanierung. Eine Dach- und Wandverkleidung aus anthrazitfarbenem Schiefer kombiniert mit nicht winkligen Kuben in weißer Putzfassade auf den beiden Längsseiten des Hauses machen es jetzt zu einem wahren „Hingucker“.
Das bestehende Gebäude wurde mit modernster Messtechnik aufgemessen. Dabei werden die Vermessungspunkte mit einem Tachimeter über Winkel und Längenmessung direkt erfasst. Diese Daten können vor Ort schnell in ein CAD-Programm übernommen werden, um 3D-Zeichnungen zu erstellen. Die Schieferfassade des Hauses besteht insgesamt aus 480 verschiedenen Plattengrößen. Um diese millimetergenau zu montieren, wurde die Fassade 1:1 gezeichnet und die Position jeder Platte exakt bestimmt. Um ein optisch ansprechendes Ergebnis zu erzielen, wurden die Schieferplatten mit ihren eingebohrten Dübeln mit Hinterschnitttechnik befestigt, so dass die Schrauben nicht sichtbar sind. Die Befestigung der Schieferdachverkleidung erfolgte auf einer PV-Unterkonstruktion, unter der sich ein Unterdach aus Trapezblech befindet. Der Regenschutz ist somit ohne den Einsatz von Folien gewährleistet. Schiefer, das für die Verkleidung der Außenwände und des Daches genutzt wird, ist ein natürliches Material ohne besonderen Veredelungsgrad, wird sehr ressourcenschonend gewonnen und benötigt dauerhaft keine Pflege. So kann das Haus mit der Schieferfassade über hunderte von Jahren erhalten bleiben. An die Schieferfassade des Bestandshauses ist ein freitragender Kubus mit Putzfassade angehängt, der den Eingangsbereich mit darüber liegender Küche ergibt und alle statischen Anforderungen erfüllt, ohne eine sichtbare Stütze im Außenbereich.
Wenn man sich den freitragenden Kubus im Eingangsbereich genauer ansieht, erkennt man, dass die Fassade den Buchstaben „S“, die Initiale des Bauherrn, darstellt. Eine pfiffige Entwurfsidee, die sehr gelungen umgesetzt wurde.
Weiterhin hervorzuheben sind die Fenster, in deren Laibungen aus pulverbeschichteten Aluminium Absturzsicherungen integriert sind. Um auch bei Unwetter eine sichere Ableitung des Wassers zu gewährleisten, wurde unterhalb der Aluschale eine Entwässerungsebene eingebaut.
Trotz der aufwendigen und ins Auge fallenden Sanierung des Gebäudes war auch die Wirtschaftlichkeit ein wichtiger Faktor. Alle Natursteinfassaden müssen dauerhaft nicht gewartet werden und auch das Unterdach aus Trapezblech ist sehr langlebig. Durch die Sanierung und die optimale Dämmung aller Außenflächen werden die Heizkosten um 71 % im Vergleich zu vorher verbessert. Die funktionale Beschattung der Fensterflächen sorgt für ein angenehmes Wohnklima im Winter wie im Sommer (eine zusätzliche Kühlung ist nicht nötig).
Die beiden Anbauten (Putzfassade) wurden mit einer Unterkonstruktion aus dem nachwachsenden Rohstoff Holz und Holzweichfaserplatten errichtet. Gedämmt wurde mit dem nachwachsenden Rohstoff Hanf, der eine positive CO2-Bilanz und hervorragende Dämmeigenschaften sowohl im Winter als auch im Sommer besitzt. Die Wände und Decken des bestehenden Mauerwerks wurden weiterverwendet, um unnötige Abfälle sowie den hohen Energieaufwand einer Neuproduktion zu vermeiden. Um das Gebäude energetisch aufzuwerten, wurde ein Vollwärmeschutz angebracht.
Auch beim Dach wurde eine Unterkonstruktion aus Holz und Holzweichfaserplatten verwendet. Um das Dach abzudichten wurde ein wiederverwendbares Trapezblech verbaut. Darauf wurde die PV-Unterkonstruktion montiert, um die Schieferelemente zu befestigen. Eine bestehende 18 m² große Solaranlage des Bestandsgebäudes wurde wieder auf dem Dach montiert. Zwei Pufferspeicher mit je 800 l wurden eingebaut, damit die Bauherren dauerhaft Wärme aus der Sonne selbst erzeugen und verwenden können. Zusätzlich dazu wurde eine Photovoltaikanlage mit einer Leistung von 9,2 kWh, die aus 33 Modulen à 1,50 m² besteht, verbaut. Dadurch wird ein Großteil des Haushaltsstroms abgedeckt. Die PV-Anlage erzeugt ca. 11.000 kWh pro Jahr, davon werden ca. 8.000 kWh als Eigenverbrauch genutzt.