- Fertigstellung: 31.05.2018
- Kategorie: Holz 2019
- Unternehmen: Hans Voss Holzbau GmbH & Co. KG
Sanierung des Museums am Wikingerdorf Haithabu
Massive Schäden an allen Holzbauteilen
Das Tragwerk besteht aus brettschichtverleimten Dreigelenkbindern aus Kiefernholz (Querschnitt 20/50 bzw. 20/55 cm) mit keilverzinkten Rahmenecken. Sie sind in einem Achsabstand von 1,20 m mit Spannweiten von 10,80 m bzw. 12,96 m und einer Firsthöhe von ca. 7,50 m aufgestellt. Die Fußpunkte der Rahmenbinder sind über Stahlschuhe mit Mittelsteg und angeschweißten HEB 100 Breitflanschträgern im Fundament verankert. Die Ausfachungen der tragenden Konstruktion bestanden aus vorgefertigten Holzelementen. Sie waren außenseitig mit einer vertikalen Brettschalung und an den Giebelseiten mit einer diagonalen Brettschalung, jeweils aus Lärche, bekleidet. Alle Holzteile waren im Außenbereich mit farblosem Imprägniergrund vorbehandelt und einem Lasuranstrich endbehandelt. Der Wandaufbau des Bestands war von außen nach innen wie folgt:
• 25 mm Brettschalung
• Lattung und Konterlattung 40/60 mm
• Winddichtung (Unterspannbahn, Gitterfolie)
• 13 mm Spanplatte V100G
• 120 mm Dämmung Mineralwolle
• Dampfsperre (Alufolie, kunststoffbeschichtet)
• 19 mm Spanplatte V100G
• Lattung 30/60 bzw. 70/40 mm
• 16 mm Variantex Schallschluckplatte
Das Dach, die unteren Abschlüsse der Gefache sowie die Abdeckungen an den Querriegeln bestanden aus Bleiblech. Die einzelnen Bleischaren der Dachdeckung waren im ursprünglichen Zustand etwa 1.500 mm lang, 600 mm breit und 2 mm dick. Der Dachaufbau von außen nach innen war wie folgt:
• Bleiblech
• SPF-Folie (Gitterfolie)
• 30 mm Brettschalung
• Lattung 40/50 mm
• SPF Folie
• 25 mm Baufurniersperrholz
• Dampfsperre
• 19 mm Spanplatte
• Lattung 60 mm mit Zwischendämmung – Mineralwolle
• Glasvliesstoff
• 16 mm Variantex Schallschluckplatte
An den Stützen und an den Gefachen waren in den Spritzwasserzonen teils massive Feuchteschäden durch holzzerstörende Pilze entstanden. Die Hauptschadenspunkte befanden sich im unteren Bereich bis etwa 50 Zentimeter oberhalb des Bodens sowie im Anschlussbereich der Fensterelemente. Die Gebäudehülle wies weitere Schäden an der luftdichten Ebene auf. Die verbauten Gitterfolien waren spröde und hatten sich großflächig zersetzt, die Anschlüsse waren nicht luftdicht ausgeführt. Diese Mängel führten insbesondere in der Dachkonstruktion zu Kondensat.
Sanierungskonzept
Bei einer Untersuchung Ende 2014 war erstmals ein Pilzbefall aufgefallen. Das daraufhin in Auftrag gegebene Holzgutachten ergab schließlich, dass das gesamte Gebäude in seiner Standfestigkeit gefährdet war. 80 Prozent aller Balken waren mehr oder weniger stark betroffen. Architekt und Gutachterin entwickelten daraufhin gemeinsam das Konzept für die dringend notwendige Sanierung. Dabei wurde dem konstruktiven Holzschutz der Vorzug vor chemischen Lösungen gegeben. Zudem war die komplette Hülle energetisch auf das aktuelle EnEV-Niveau zu bringen, was zu einer Vergrößerung der Gebäude-Außenmaße führte.
Aufgrund des hochwertigen Ausbaus und der teilweise nicht auslagerfähigen Exponate wurden die Waben 1 bis 4 und 5 (s. Abbildung) im ersten Schritt mit einem 36 Meter hohen Wetterschutzdach und die erforderlichen Gerüste mit einer doppelten Bespannung aus Sandstrahlnetzen und Gitterplanen als Witterungsschutz versehen. In den Waben 6 und 7 sind keine Ausstellungsexponate untergebracht. Daher verzichtete man für diese Bauteile auf die Wetterschutzdächer, stattete die Fassadengerüste dessen ungeachtet aber mit Schrumpffolien als Witterungsschutz aus.
Fassadensanierung
Die Sanierungsarbeiten an der Fassade umfassten mehrere Abschnitte. An den freiliegenden Leimholzstützen des Tragwerkes wurden zunächst alle pilzbefallenen und verfaulten Holzteile entfernt. Die Tragschutzkonstruktion aus Fichte wurde nicht komplett erneuert, sondern man entfernte nur befallene Teile. Nur was statisch notwendig war, wurde wieder mit Fichte, aber in einem konstruktiv geschützten Bereich, saniert. Die hölzernen Teile der Stützen im Spritzwasserbereich wurden wegen der salzhaltigen Luft gegen verzinkte und anthrazitfarben lackierte „Stahlschuhe“ aus V4A ausgetauscht. „Um das ursprüngliche Gestaltungsbild zu erhalten, werden die freiliegenden Leimholzstützen aus Nadelholz mit einer hinterlüfteten dreiseitigen Verschalung aus 25 mm starken Eichenholzbohlen, die aber nicht in der Spritzwasserzone liegt, vor Witterungseinflüssen geschützt.“
Die vorhandenen Wandgefache wurden auf der Außenseite bis zur Ebene der Wärmedämmung demontiert und unter Berücksichtigung der EnEV mit einer luftdichten Ebene und einer zusätzlichen Holzfaserdämmung aus 60 mm dicken, diffusionsoffenen Unterdeckplatten mit integrierter wasserableitender Schicht neu aufgebaut. Verwendet wurden Pavatherm Plus mit umlaufender Nut und Feder. Ihre Wärmeleitfähigkeit beträgt 0,045 W/(mK), die Dampfdiffusionswiderstandszahl 5. Sie wurden fugenversetzt, dicht gestoßen und mit Edelstahlschrauben auf der Grundlattung befestigt. Die Baustoffklasse entspricht der DIN 4102-1 B2, das Brandverhalten der DIN EN 13501-1 E.
Wir haben uns für die Unterdeckplatte Pavatherm Plus entschieden, weil sie die vom Architekten geforderten Eigenschaften von allen Produkten am besten erfüllt. Die Unterdeckplatten müssen in der Lage sein, lange Zeit im Freien stehen zu können, die Dämmwerte erfüllen, leicht sein und sich einfach verarbeiten lassen. Außerdem sollte es eine Nut- und Federplatte sein.
Die neue äußere Verschalung besteht aus hinterlüfteten Lärchenholzbrettern, senkrecht und diagonal verlegt, auf Konterlattung. Die außer an der Giebelseite der Wabe 5 überwiegend in Breite der Wandgefache eingesetzten Türen und feststehenden Fenster aus der Bauzeit waren ganz besonders an der Südwestseite durch Holz zerstörende Pilze befallen und wurden insgesamt ersetzt. Die Sohlabdeckungen bestehen aus Lärche und wurden mit Edelstahlschrauben befestigt. Der neue Wandaufbau von außen nach innen ist wie folgt:
• 25 mm senkrechte Brettschalung aus Lärche
• Lattung und Konterlattung 40/60 mm
• 60 mm diffisionsoffenes Dämmelement Pavatherm Plus
• diffusionsoffene Luftdichtbahn
• 120 mm (2 x 60 mm) Dämmung Mineralwolle
• Dampfsperre (Alufolie, kunststoffbeschichtet)
• 19 mm Spanplatte V100G
• Lattung 30/50 bzw. 20/50 mm
• 18 mm Akustikplatte
Dachsanierung
Die Bleieindeckung wurde einschließlich Schalung, Konterlattung und Unterspannbahn bis zur Baufurnierplatte oberhalb der Wärmedämmung zurückgebaut. Der neue Dachaufbau wurde entsprechend der EnEV neu eingedeckt. Er besteht aus einer luftdichten Folie und einer Unterdeckplatte als zusätzlicher Dämmung sowie einer Lattung zur Schaffung der Belüftungsebene mit aufliegender Brettschalung. Eine 2,5 mm starke Bleideckung mit unterseitiger Zinnschicht (Kirchenblei) auf Trennlage bildet die Außenhaut. Die vorhandene Ausführung mit Holzwülsten und finnischen Rinnen wurde wieder hergestellt. Die bestehende Dämmung wurde kontrolliert und die volle Funktionstüchtigkeit festgestellt.
Der Dachaufbau von außen nach innen ist nun wie folgt:
Neu:
• 2,5 mm Bleiblech mit unterseitiger Zinnschicht
• 30 mm Brettschalung
• Luftschicht
• 80 mm diffusionsoffenes Dämmelement (Pavatherm Plus)
• diffusionsoffene Luftdichtbahn (Pavatex LDB 0.02)
Bestand, saniert:
• 25 mm Baufurniersperrholz
• 160 mm Dämmung
• 19 mm Spanplatte
• Lattung 60 mm mit Zwischendämmung – Mineralwolle
• Glasvliesstoff
• 18 mm Akustikplatte
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Infobox
Standort: Wikingerdorf Haithabu, Busdorf bei Schleswig im Kreis Schleswig Holstein
Architekt: ARCHITEKTEN LAMMERS Part mbB, Götz Lammers, Kiel
Holzverarbeiter: Hans Voss Holzbau GmbH & Co. KG, Neumünster
Ansprechpartner für weitere Fragen Lars Lemsky Projektleiter
Holztechnische Untersuchung: dck ingenieurbüro Dietlinde C. Knospe, Hamburg
Bauherr: Stiftung Schleswig-Holsteinische Landesmuseen, Busdorf, vertreten durch die GM.SH (Gebäudemanagement Schleswig-Holstein), Kiel
Grundfläche der Waben 1-4 sowie 6-7: je 180 m2
Grundfläche Wabe 5 (Schiffshalle): 310 m2
Grundfläche Museum: 1.400 m2
Fertigstellung: Mai 2018 nach 18 Monaten Bauzeit