
- Fertigstellung: 29.09.2016
- Kategorie: Steildach 2017
- Unternehmen: Dachdeckermeister Willy A. Löw AG
Ein Schmuckstück gut behüten: Die Sanierung des Kuppeldachs der Synagoge Frankfurt am Main.
Die Westend-Synagoge in Frankfurt am Main ist ein architektonisches Schmuckstück von historischer Bedeutung. In Ihrer über hundertjährigen Geschichte musste sie nicht nur Wind und Wetter trotzen. Schwer beschädigt überstand Frankfurts größte Synagoge Brandstiftung und Krieg, wurde 1948-1950 wieder aufgebaut und seitdem mehrfach renoviert.
Im Jahr 2016 stellte die jüdische Gemeinde Frankfurt bei uns, der Löw AG, die Anfrage nach einem Sanierungskonzept für den Kuppelbau der Westend-Synagoge. Die Mönch- und Nonnendeckung des Dachensembles war marode, denn der Ton der italienischen Ziegel war durch erhebliche Frostschäden brüchig geworden. Daher erwies sich die vorhandene Deckung nicht mehr als ausreichend standsicher. Diverse Ziegel und die Mörtelfüllungen waren bereits abgestürzt.
Bei dem gewünschten Sanierungskonzept stand für uns natürlich die sorgfältige und fachgerechte Wiederherstellung des prachtvollen Kuppeldaches im Vordergrund. Gemeinsam mit dem planenden Architekten, dem Denkmalschutzamt Frankfurt und der Firma Wienerberger entwarfen wir, unter Berücksichtigung der denkmalschutzrechtlichen Vorgaben, ein Konzept zur Neueindeckung des Kuppelbaus. Vorgegeben war dabei die Beibehaltung der Mönch- und Nonnendeckung. Zusätzlich sollte die 24er Konterlatte, mit der die vorhandene Dachunterkonstruktion auf der betonierten Kuppel befestigt war, überdacht werden. Im Zuge der Vorbereitungen erstellten wir zunächst neue Berechnungen für das wasserdichte Unterdach und die Lastabtragung.
Das Unterdach wurde als Sonderkonstruktion mit einer diffusionsoffenen Verbundmembran wasserdicht verschweißt. Die Konterlatten wurde passend zum System eingedichtet. Auf Grundlage unserer Berechnungen wurde die neue Unterkonstruktion der Kuppel mit Rahmendübeln aus Edelstahl samt einer 40 x 80 mm starken Konterlatte auf der Betonschale befestigt. Um die Rundungen der Kuppel nachzuvollziehen, wurden auf die neue Konterlatte zwei Dachlatten übereinander gelattet. Zur Befestigung der Mönch und Nonnenziegel wurde durch die aufwändige Unterkonstruktion eine neu konzipierte Klammer notwendig, dabei musste auch die ganz erheblich Anzahl an Kreuzungspunkten der Konter- und Dachlattung berücksichtigt werden. Hier wurde gemeinsam mit Wienerberger eine neue Klammer entwickelt.
Nach Fertigstellung der Dachlattung wurde die Kuppel dreidimensional vermessen, so dass wir sie in neun gleiche Teile einteilen konnten. Auf diese Weise konnten wir die Ziegel, trotz des sich stetig verkleinernden Radius der Kuppel, mit vorgegebenen Übersetzern gleichmäßig eindecken und ein homogenes Deckbild erzielen. Eine große Herausforderung bestand darin, den Dachneigungswechsel zwischen den unteren geraden Dachabschnitten und dem runden Kuppelbau einzudecken. Die Nonnenziegel sind jeweils mit einer Schraube und der darauf zu deckenden Mönche mit einer passenden Klammer befestigten. Der krönende Abschluss der Neueindeckung des Kuppelbaus waren die Arbeiten am Kuppelhelm. Dieser wurde im letzten Abschnitt der Sanierung mit neuen Fenstern versehen und patiniertem Kupfer bekleidet.
Und für uns, die Mitarbeiter der Löw AG, war dies nach halbjähriger umfangreicher Vorbereitung und dreimonatiger intensiver Arbeitsphase, auch der krönende Abschluss eines außergewöhnlichen Projekts.