- Fertigstellung: 15.10.2018
- Kategorie: Holz 2019
- Unternehmen: Holzbau Künstle
Das von der Stadt Pfullendorf im Jahre 2008 beauftragte städtebauliche Planungsgutachten für die „brachliegenden Flächen“ der ehemaligen Bahnlinie mitsamt dem seit 2002 leerstehenden Bahnhof sah für dieses Areal eine Nutzung aus Wohnen, Zentralisierung des öffentlichen Nahverkehrs, Gastronomie sowie Sondernutzungen vor. Der denkmalgeschützte alte Bahnhof, der das Stadtbild von Pfullendorf maßgebend prägt, nimmt hier eine Sonderstellung ein. Das städtebauliche Konzept sah vor, dem Bahnhof aus dem Baujahr 1926 eine neue Nutzung bestehend aus Eventgastronomie und Brauerei zuzuweisen. Dies jedoch ohne, dass der Bahnhof durch die Gastronomienutzung und die Implementierung von notwendigen Anbauten damit in den Hintergrund rückt. Die Kapazität der Gaststätte sollte 230 Sitzplätze innen und 280 im Außenbereich betragen.
Von den Entwurfsverfassern wurde auf Grund der vorgenannten Parameter vorgeschlagen den denkmalgeschützten Bahnhof durch sensible Anbauten, die zu einem Ensemble verschmelzen, zu erweitern um die geforderten Kapazitäten zu erreichen.
Aus diesem Grund und mit der frühzeitigen Einbindung aller Planungsbeteiligten, insbesondere durch die enge Abstimmung mit der Denkmalbehörde und der Baurechtsbehörde, konnte ein großzügig verglaster Flachdachbaukörper direkt an das denkmalgeschützte Bahnhofsgebäude angebaut werden. Dieser verglaste Baukörper nimmt sich dezent zurück und ordnet sich dem alten Bahnhof sowohl in der Abmessung als auch in der Höhe unter. Wichtig war hier, keine Konkurrenzsituation entstehen zu lassen.
Dieser Teil des Ensembles fungiert als Gastraum und spiegelt im Inneren den ehemaligen Bahnsteig wieder.
Konstruktiv wurde der gewünschte stützenfreie Gastraum mit Fachwerkbindern aus Baubuche realisiert, um die Bauhöhe so gering wie nur möglich zu halten. Durch die äußerst schlanke Bauform der Tragkonstruktion war es möglich, die gesamte Installation und das Kanalsystem der Lüftung in der Binderebene zu platzieren. Die Pfosten-Riegelkonstruktion der raumhohen Glasfassade wurde ebenfalls aus Baubuche gefertigt. Das Farbkonzept der tragenden Teile erinnert an die frühere Nutzung des Bahnhofes durch die Deutsche Bundesbahnfarbe (DB703).
Der abschließende Teil des Ensembles ist der Küchen- und Technikbaukörper, der mit einem klassischen Satteldach konzipiert wurde. Für die Hülle wurde eine schlichte Holzfassade ohne Dachüberstand gewählt. Dieser lange und schmale Baukörper wurde komplett aus 3,00*5,00 m großen Holzrahmenbauelementen erstellt, die sich über die kompletten zwei Geschosse erstrecken. Die Geschoßdecken als auch die Flachdachdecken wurden in F30B ausschließlich aus Holz gefertigt.
Der Baustoff Holz kam sowohl bei allen konstruktiven Bauteilen als auch im Ausbau zum Einsatz, insgesamt wurden ca. 300m³ Holz verbaut, was ca. 500t CO2 bindet.
Der denkmalgeschützte Bahnhof wurde komplett saniert und die ursprüngliche Farbgebung der Fassade wiederhergestellt. Die Nutzung beinhaltet einerseits die gesamte Brauereitechnik, andererseits die notwendigen Nebenräume für die Gäste. Die erforderliche bauphysikalische Innendämmung wurde mit Holzfaserplattenmaterial verwirklicht.
Beim gesamten Innenausbau wurden überwiegend Holzmaterialien verwendet. Für die Raumakustik wurde eine Akustikdecke mit Absorberflies und stehenden Eichenholzlamellen gewählt.