- Fertigstellung: 27.12.2017
- Kategorie: Metall 2018
- Unternehmen: Rybarczyk GmbH & Co. KG
Dächer von Schwimmbädern sind bauphysikalische Sonderkonstruktionen, wie der Sanierungsfall Vitusbad in Everswinkel zeigt: Auch bei Einsatz bester Werkstoffe kommt es auf die präzise handwerkliche Ausführung sämtlicher Funktionsschichten an.
Nach rund 17 Jahren der Nutzung bei bauphysikalisch höchsten Beanspruchrungen sowie mit einem neuen Nutzungskonzept wurde das Vitusbad in Everswinkel bei Münster saniert, umgestaltet und in den ein Allwetterbad verwandelt. Bereits einen Monat nach der Wiedereröffnung war es ein echter Besuchermagnet – besonders beliebt war das Allwetterbad während der Winterferien, in denen rund 16.000 Besucher den Sprung ins Wasser wagten. Dies war nach Aussage der Gemeindewerke Everswinkel der größte Besucheransturm der vergangenen zehn Jahre. Hierzu beigetragen hatten die Planer und Handwerker, die mit an der umfassenden Sanierungsmaßnahme beteiligt waren und exakt im vorgezeichneten Terminplan blieben. In Rahmen der Umgestaltung wurde auch das Dach genau in Augenschein genommen, wobei massive Schäden an der Unterkonstruktion sichtbar wurden. Feuchtigkeit gelangte dorthin, wo es dem Bauherrn überhaupt keinen Spaß bereitet: in die Dämmung. Insgesamt war die Dachkonstruktion unter der recht jungen Kupferdeckung stark von Feuchtigkeit angegriffen und die Gebäudehülle nicht ausreichend dicht, sodass außerdem Wärmeenergie verloren ging. Ziel war es nun, den Wärmedurchgang zu minimieren, die Energieeffizienz zu maximieren und die Nutzungsfeuchte so zu managen, dass sie keinen Schaden mehr anrichtet.
Abbruch mit Überraschungen
Den Auftrag für die Ausführung der umfassenden Sanierungsarbeiten erhielt der Klempner- und Dachdeckerbetrieb Rybarczyk aus Dülmen. Das Unternehmen hatte sich vor wenigen Jahren bereits bei der Dachsanierung der benachbarten Kehlbach-Sporthalle empfohlen. Hier wurde ebenfalls in der Zusammenarbeit mit Markus Schöfbeck ein komplett neuer Dachaufbau erstellt und die problematische flachgeneigte Ziegeldeckung gegen eine Titanzinkdeckung ausgetauscht. Im September 2017 starteten die Mitarbeiter der Firma Rybarczyk mit ihren Arbeiten auf dem Flachdach in der Nähe der Gastronomie sowie mit dem Neuaufbau des Hauptdaches. Dabei gingen sie in festgelegten Bauabschnitten vor, die mit dem Architekten abgestimmt waren. „Die alte Kupferdeckung haben wir mit einem speziellen Schneidgerät in etwa 3 x 5 Meter Stücke aufgeschnitten und konnten diese problemlos mit dem Kran von der Dachkonstruktion herunterheben. Die Hafte boten dabei nahezu keinen Widerstand, da die Haftschienen nicht richtig auf der Schaumglasdämmung befestigt bzw. vergossen waren und sich mit der Zeit gelöst hatten“, berichtet der bauleitende Klempner- und Dachdeckergeselle Marc Möllers. Anschließend wurde der Schaumglasdämmstoff bis zur ersten Sperrschicht abgetragen. Diese verblieb aus Gründen des Tagwasserschutzes auf der vorhandenen Rauspundschalung. Bei diesen Arbeiten wurden die großflächigen Frostschäden an der Oberfläche der Dämmplatten deutlich sichtbar. Sichtbar wurde auch der fehlende Anschluss der luftdichtenden Schicht an die Lichtkuppel, durch den die warme und feuchte Luft ungebremst in die Konstruktion gelangen konnte.
Präzise im Detail
Bevor die erste Stehfalzbahn verlegt werden konnte, musste zunächst die Dachkonstruktion neu aufgebaut werden. Hierbei kam es auf die akribische Suche nach Fehlstellen im vorhandenen Aufbau und deren nachhaltige Überarbeitung an – insbesondere, wenn es um die Luftdichtheit der Konstruktion ging. Wie dies jeder Sanierungsspezialist kennt, so wurden auch bei den weiteren Vorarbeiten für die Metalldeckung viele unvorhergesehenen Details entdeckt, die zum Teil aufwendig nach heutigem Standard instandgesetzt werden mussten. In dieser Phase war Architekt Markus Schöfbeck täglich vor Ort, um sich mit Vorarbeiter Marc Möllers von der Firma Rybarczyk abzustimmen und Lösungen zu erarbeiten. Das Problem: Da für die einwandfreie Klimatisierung und Lüftung in der Schwimmhalle ein geringer Überdruck aufgebaut wird, konnte jede Fehlstelle den Eintrag größerer Mengen Nutzungsfeucht in die Konstruktion bedeuten. Somit waren die Handwerker lange Zeit mit
den wichtigen, aufwändigen und auch unbeliebten Detailarbeiten beschäftigt – unbeliebt deshalb, da am Dach kein Baufortschritt erkennbar ist und Bauherrn manchmal ungeduldig werden. Es mussten sämtliche Rinnen, Fallrohre und Einläufe und Traufausbildungen erneuert und marode Konstruktionshölzer ausgetauscht werden. Es folgte die Luftdichtung mit allen Anschlüssen an die verbleibende Konstruktion. Mit den Dämmarbeiten wurde die hinterlüftete Holzunterkonstruktion der Zeltdachflächen und der Gaube erstellt. Hierbei wurden auch die Grate für die Entlüftung der Flächen einbezogen. Die Dämmebene verlegte Firma Rybarczyk als zweilagiges Dämmpaket mit oberseitiger Kaschierung.